Kiesgrubennacht

Erstaunlich schnell ist die Graphic Novel zu einem Medium der Selbsterforschung geworden. Grafische Autobiografien nehmen in allen Nationalliteraturen rasch zu. Doch kaum eine ist so interessant wie Volker Reiches „Kiesgrubennacht“. Der vielseitige deutsche Künstler erzählt von seiner Kindheit und sucht die Auseinandersetzung mit dem autoritären und in Momenten gewalttätigen Vater. Die Masken des Rückblicks hat Reiche aus dem Fundus seines Zeitungs-Strips genommen. Reflektierende Zwischenkapitel zeigen den Zeichner im verfremdenden Diskurs mit den „Strizz“-Tieren. Es geht um Erinnerung und um die Zweifel daran. Es geht auch um die traumatisierenden Folgen von verdrängten Erinnerungsprozessen. Reiches Vater war Kriegsberichterstatter und hat einer Massenerschießung in einer Kiesgrube beigewohnt. Daher der Titel. Daher vielleicht der zementierte Charakter, dessen rauer Erziehung wohl noch die aktuellen Gemälde von Reiche in ihrem schmerzhaften Neoexpressionismus zu verdanken sind. Mit „Kiesgrubennacht“ liefert der Künstler einen Schlüssel.

---

Text und Zeichnungen: Volker Reiche

Farben: Irma Arndt-Reiche und Volker Reiche

---

Suhrkamp, Berlin 2013

© Suhrkamp Verlag Berlin 2013

ISBN: 978-3-518-46476-2

Bewertung
Durchschnitt
0.0 (0 Bewertungen)
Jetzt bestellen bei
Jetzt bestellen bei
Zu Amazon