Gebt mir meinen UNDEGROUND zurück!

Lautes Nachdenken über den Begriff UNDERGROUND Comics- und was ich darunter verstehe...

Bewertung
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4.3 (38 Bewertungen)
  • von Comixfactory am 27.06.2013 um 09:03 Uhr

    Da ich ja nun auch nicht mehr soooo jung bin, stelle ich mir bei Underground oder Alternativ auch etwas Interessanteres vor, als nur grafische Extremsituationen. Aber ich glaube eins der Probleme, die Steff und seine Mitstreiter haben dürften, ist, dass es zwar jede Menge sehr talentierter Zeichner gibt- aber leider weniger Zeichner/Schreiber, die ihre sicherlich vorhandene Kritik an den gegebenen Umständen auch pointiert in einen Comic umsetzen können.

    Oder Menschen, die ihre eigene Sicht auf die Welt in origineller Weise präsentieren können.Oder überhaupt etwas zu sagen haben... Grafische Extreme, so wie du sie aufgelistet hast, empfinde auch ich nicht sonderlich spannend. Und schockieren oder aufrütteln tun sie mich erst recht nicht mehr. Wie alle Effekte, benötigen sie eine sinnvolle Einbettung, sonst verlieren sie ihre Power. Und in der Masse verpufft der Effekt dann fast gänzlich. Ich glaube das war auch eins der hervorragenden Merkmale der besten jener U-Comix der 68er Generation: Überspitzen von Situationen, die jeder kennt- und den bedeutsamen Einsatz von Effekten um den Punkt, den man machen möchte auch noch mal ein zu hämmern. Wenn ich mir aber meine gesammelten Jahrgänge alternativer Comics ansehe, war das aber auch damals schon eher die Ausnahme- und ich verkläre das gerade ein wenig im nostalgisch eingefärbten Licht...

  • von peter_schaaff am 26.06.2013 um 17:24 Uhr

    Nicht umsonst wurden schon damals in den USA aus den 'Underground Comix' schnell 'Alternative Comix'. Die haben mit ihren Themen wie Polizeiterror, Drogenverherrlichung, Antikrieg oder der Darstellung von Geschlechtsverkehr weiterhin Gemüter bewegt und Verbote ausgelöst - es handelte sich aber gemeinhin fast nie um staatsgefährdende oder extremistische Lektüre aus einem sog. 'Untergrund' sondern um Bildgeschichten mit alternativen Themen distributiert über alternative Vertriebswege (da die etablierten sich weigerten, die 'neuen' Comics zu vertreiben).

    Darum auch hat mich das Etikett 'Underground' bei den löblichen Bemühungen des Steff Murschetz irritiert. Das ist doch kein 'Untergrund'. Nix Verbotenes oder Radikales.

    Aber bei undergroundcomix.de und U-Comix geht es wohl weniger um die Bedeutung der Begriffe als um die Plakativität als Label für aktuelle Projekte mit neuen Zeichnern und die Assoziationen mit der aufregenden Zeit damals, in der Magazine wie U-Comix oder Schwermetall neue Bilderwelten abseits von Micky Maus & Co vor unseren Augen entfalteten und uns zum Selberzeichnen animierten.

    Es gibt immer noch viele Themen (ganz ab irgendwelchen sexuellen Tabus), die nach einer alternativen Umsetzung verlangen und provozieren können. Die Darstellung von Äxten in Schädeln, Punkrockern auf Motorrädern im Kampf gegen Nazis oder nackten Frauen umringt von tanzenden Geschlechtsteilen gehören aber wohl nicht mehr dazu ... ;-)

     

  • von Comixfactory am 25.06.2013 um 15:38 Uhr

    Nun, selbst mein nostalgischer Rückblick ist ja nicht ganz ernst gemeint. Und das letzte Bild dient dazu, meine eigenen "hochtrabenden" Ziele bewusst zu untergraben.

    Heute relevanter "Underground" wäre in der Tat ein sehr begrüßenswertes Thema- aber ich glaube, was Steff mit seinem Relaunch machen wollte, war, den Geist jener wunderbaren ersten U-Comix-Bände wieder aufleben zu lassen. Und darauf hatte ich mich gefreut. Du sicher auch...?

     

    Deine Frage bringt mich aber zu dem Punkt, was Underground Comics denn heute wirklich noch transportieren müssten um tatsächlich relevant zu sein? Reine Unterhaltung mit grafischen Extremen ist ja doch langweilig, wenn es um Underground geht, oder liege ich da falsch? Tabubereiche sind meist Medientechnisch schon weitestgehend ausgeschlachtet und Pott rauchen zu promoten bringt sicher auch niemanden auf die Palme. Daher könnte man sich wohl mit subversivem Geist Themen nähern, die als bestehend hingenommene Systeme (Banken, Versicherungen, etc.). oder?

    Richtiger Tabubruch wäre auch spannend- auch wenn mir im Moment keine lustige Annäherung z.B. zu Themen wie Kinderpornografie einfallen mag... Aber da muss es doch noch etwas geben...?

    Ein interessantes Diskussionsthema, nicht wahr?

     

  • von peter_schaaff am 25.06.2013 um 13:02 Uhr

    Mal ein interessantes Statement. Aber ...

    Was verstehst Du denn nun unter 'Underground Comics', Ralf? Das, was im letzten Bild in Szene gesetzt ist (Darstellung nackte Frau = Sex + Maschinengewehr = Gewalt + Frau auf Knieen = Felatio/ Sex 2 + leere Flaschen/ Drogenmissbrauch)? Diese Themen und ihre Darstellung sind inzwischen längst 'salonfähig' für die Unterhaltungsindustrie und (ab 18) frei zu erwerben in Film-, Videospiel- und Comics- Form.

    Per Definition wären für mich aktuelle 'Underground'- Themen eben solche, deren Behandlung und Inszenierung/ Darstellung auch heute noch verboten sind. Oder - um es etwas weiter zu fassen - alternativen oder extremistischen Charakter haben. Die kann ich in Deinem Beitrag nicht entdecken ...

    Oder möchtest Du - ganz legitim - nur die 'alten Zeiten' zurück mit den Publikationen des Volksverlag und bist nostalgisch ähnlich der Hans-Rudi Wäscher- Fans?