Achim von Paczensky

Ursprünglich wollte ich einen Comic über den Künstler Christoph Schlingensief machen, der mich nicht mehr losgelassen hat, seit ich als Jugendlicher beim nächtlichen Zapping vollkommen irritiert vor seiner Anti-Talkshow "Talk 2000" hängen geblieben bin. Der Anspruch sollte dabei sein, einen Comic entstehen zu lassen, der Schlingensief gefallen hätte -und ich musste mir schnell eingestehen, dass ich diesem auf keinen Fall gerecht werden konnte, mit dem plumpen Versuch, mich einem Werk zu nähern, das ich im Rahmen meiner Möglichkeiten selbst bestenfalls grob fassen konnte.

 

Letztendlich ist daraus dann dieser kleine, illustrierte Text über seinen Freund und Mitarbeiter Achim von Paczensky (1951-2009) geworden. Der Text ist sperrig und tatsächlich aus meiner Sicht und nicht in irgendeiner fiktiven Ich-Perspektive geschrieben, obwohl ich mich gleichzeitig am Ton orientiert habe, in dem Schlingensief mit seinen Behinderten Schauspielern sprach. Von der Einteilung her ist das Geschriebene nicht grade lesefreundlich und enthält auch einige Fehler, die zeitweise mal meinte, überarbeiten zu müssen. Aber das wäre nicht richtig gewesen.

 

Einige Panels enthalten "Filmausschnitte", bei denen ich mich an den entsprechenden Standbildern orientiert habe, andere basieren auf offiziellen Fotos. Der Rest ist improvisiert. Auf einige Bilder, die sich angeboten hätten (z.B. Achims viel erwähnte Arbeit in einem Hühnerschlachtbetrieb), habe ich verzichtet.

 

Obwohl die Biographie eines Fremden, sind diese beiden Seiten mein bisher wohl persönlichster Comic geworden. Wohl auch, weil ich dadurch Leute kennenlernen durfte, die mit den handelnden Personen befreundet waren (einer von ihnen tritt selbst im Comic auf) und sie sich nicht nur als furchtbar nett und gewinnbringend erzählfreudig zeigten -sondern auch darin einig, dass Christoph Schlingensief diese beiden Seiten gefallen hätten.

 

StefanLausL, 11.04.2023

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  • von stefanlausl am 25.04.2023 um 15:10 Uhr

    Hey bob, danke für Deinen Kommentar. Grade bei solchen Comics (die von vornherein schon nicht den Hauch einer Zielgruppe haben) freue ich mich über jeden, der sie liest.

     

    Interessanterweise hast Du meine Herangehensweise an Comics genauso beschrieben, wie ich es auch irgendwann für mich selbst formuliert habe: das zwanghafte Füllen von Lücken mit Information. Das ist zwar ziemlich unsexy in der heutigen Zeit, aber auch irgendwie der einzige Zugang, den ich zu dem Medium gefunden habe. Digitales Zeichnen kommt für mich auch nicht in Frage; ausser dem Scan und einer Kontrastangleichung muss alles auf dem Papier stattfinden (im Nachhinein eine Sprechblase ändern bedeutet da Papier, Schere und Klebstoff). Ich bin ein durch und durch analoger Mensch^^

  • von bob schroeder am 12.04.2023 um 01:57 Uhr

    ein liebevolles reportage-memoir, ueber menschen, von denen wir allermeistens nicht allzuviel zu hoeren bekommen. anruehrend, finde ich. angesichts deiner gestaltung fuehlt sich mein schwirrendes hirnkastl in eine zeit irgendwo zwischen 1970-90 versetzt, als der kampf um jedes quent oeffentlichkeit ein krieg um briefmarkengroesse auf dem traeger, dem papier, war, um den anspruch, jede noch so kleine luecke mit information und gestaltung fuellen zu wollen, und um die staendige sorge um horrende portokosten, wenn man am ende das selbstgeheftete ergebnis an andere zinemacher und aktivisten verschicken wollte. statt selbstgenuegsamer 2 seiten koennte dein stoff auch ein one-shot sein, der freie digitale raum bietet jeder stimme -fast- unbegrenzten platz.