Das Hochhaus. 102 Etagen Leben

Immer dienstags kommen die Bauarbeiter. Dann wächst das Hochhaus, das die Berliner Comic-Autorin Katharina Greve im Internet entstehen lässt, um eine Etage. Und um jeweils eine weitere Episode, mit der Greve Zwischenmenschliches, Soziales und Politisches kommentiert. Da pöbelt ein Ehepaar über Flüchtlinge – und die Tochter sehnt sich nach politischem Asyl bei den Nachbarn. Da provozieren die Fernsehnachrichten in einem Wohnzimmer den Dialog: „Warum machen diese Selbstmordattentäter das?“ – „Vielleicht, damit sie sich diese Frage niemals selbst stellen müssen.“ Und im Keller schimpft ein Mann, der Kisten durchsucht, während seine Frau die Taschenlampe hält: „Wie schon Goethe sagte: „,Mehr Licht‘, blöde Kuh!“ – und sie denkt sich: „Wenn ich ihn JETZT umbringe, wären sogar seine letzten Worte abgedroschen!“

Die studierte Architektin Katharina Greve verbindet in ihrem aktuellen Projekt die pointierte Unmittelbarkeit des Einbildwitzes auf erfrischende Weise mit dem Potenzial der längeren Bilderzählung, komplexe Geschichten zu erzählen. Denn es zeichnet sich ab, dass die vielfältig miteinander verbundenen Episoden am Schluss etwas ergeben, was die Grenzen der Kunstform formal erweitert.

 

Text und Zeichnungen: Katharina Greve

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© Katharina Greve

www.das-hochhaus.de

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