Zivilisation

Ein Mensch flieht aus dem Umfeld seiner archaischen Stammeskultur und begegnet der modernen Industriegesellschaft.

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  • von steff murschetz am 05.10.2010 um 11:05 Uhr

    Ja, es lässt sich nicht sicher sagen, ob er das "an die Hand nehmen kritisiert" oder gut findet. Ich habs so gedeutet, als würde er es kritisieren.

    Über Afrika könnt man natürlich ewig diskutieren, da gehen schlimme Dinge ab, die man wohl nur schwer in so einem kurzen Comic abhandeln kann. Aber, wenn man jetzt, um Afrika in nem Comic vorkommen zu lassen, Afrikaexperte sein muss, oder wenn man den Mosad einbauen will, das Judentum studieren muss und so weiter finde ich das voll scheisse! Ich weiss auch nicht, ob es nicht verwerflicher ist, als in ein Fettnäpfchen zu treten, diese Pötte überall aufzubauen wie Tretminen und dann Ha!Ha! zu machen wie Nelson von den Simpsons, wenn einer reintritt.

    Ich weiss jetzt nicht, ob du kreativ arbeitest, aber ich kann dir sagen, es gehört Mut dazu, denn es ist immer möglich, dass man sich lächerlichlich macht oder einem ein Strick gedreht wird, denn wenn man nur will kann man alles deuten wie es einem passt. Früher war es gern das phallische in der dargestellten Architektur oder Waffen, das natürlich auf homosexuelle Gelüste hindeutete, hautenge Kotüme und ein Sidekick an der Seite des Helden sowieso - ganz klar, der Zeichner steht auf kleine Jungs und gehört gesteinigt. Die von Disney standen alle auf Tiere und was der Barks wohl so mit Enten und Gänsen getrieben hat...

    Und dieser Rassist hat auch keine schwarzen Enten gezeichnet, seltsam...

    Es wurde behauptet die ganzen Superhelden sollten, obwohl von Juden kreiert, den Gedanken der Herrenrasse verherrlichen und sexistisch war es ja schon, sobald eine Frau gerettet wurde.

    Überhaupt, jeder Kleinjungentraum schien verwerflich zu sein und ständig versuchte man einen zu Erziehen oder ganz von den Comics weg zu bringen. (Was wohl für das deutsche Comicmarktproblem mit entscheidend war. Aus Angst, nicht ernst genommen zu werden oder schlimmer noch, von Daddy enterbt, verlegte man nur noch "anspruchsvolle" Comics. Vorwiegend langweilig, zu teuer und kein Spass für die Massen. Die haben das Comiclesen dann durch andere Unterhaltungsformen ersetzt, die ihre Träume, Wünsche und Gelüste besser bedienen. Tolle Leistung von den Schlauköpfen!)

    Sogar wenn man einen Comic macht, der die Verbrechen im dritten Reich anprangert, kann man mächtig Ärger bekommen, falls ein Hakenkreuz zu sehen ist. Und es mal von der anderen Seite zu beleuchten, was doch sonst so ein gern gesehener Ansatz ist, wäre in diesem Falle wohl ausserst gefährlich.

    Bedenke bitte: Es geht beim Geschichten schreiben ja gar nicht nur um die Vermittlung der eigenen Meinung. Es geht auch um die Erfahrung mal in eine andere Rolle zu schlüpfen, eben den Triebtäter, SS-General, Revolverheld und so weiter, ohne das man so ein Verhalten in der Realität gut heist. Oder es geht drum einfach mal einen Gedanken durch zu spielen. Da müssen Freiheiten erlaubt sein!

    Ich glaube, dieses Phänomen, dass man jederzeit beschossen oder abgeschossen werden kann, ist der Grund für Künstlernamen. Wenn der Künstler kleingemacht wurde und sich selbst schon für den letzte Dreck hält, kann er dann unter seinem Geburtsnamen still und heimlich bis zum Ende vor sich hinsiechen und nie wieder den Mund aufmachen oder den Stift in die Hand nehmen.

    Es ist nicht nett, jemanden was in die Schuhe zu schieben!

     

  • von JacobFink am 04.10.2010 um 18:15 Uhr

    Wie es scheint, sind wir hier sehr unterschiedlicher Auffassung. Ich finde die Darstellung klischeehaft. Es mag sein, dass ihr die Art und Weise, wie hier das Thema Zivilisation dargestellt wird, sehr gelungen findet. Die Reaktion von Shrinkfish und Nomadin und auch meine Meinung zeigen, dass das eben nicht jeder so sieht und man darüber durchaus diskutieren kann.

     

    Ich zitiere Steff: "Klischees wendet man doch an, um schnell etwas zu vermitteln, als Abkürzung."

     

    Stimmt durchaus. Leider, muss ich sagen. Warum muss es denn immer ein Klischee sein, um etwas abgekürzt zu vermitteln? Warum nicht einmal eine differenzierte Auseinandersetzung, die gerade versucht, Klischees und damit auch engstirniges Denken zu überwinden?

    Ein Mann aus einem Naturvolk lässt sich an die Hand nehmen, in eine Stadt bringen und bei einer Fast-Food-Kette einstellen und ist dann glücklich. Ist das wirklich Zivilisation? Man mag es so darstellen können, aber für mich wirkt das nun mal zu klischeehaft und sehr einseitig. Was mich konkret stört, ist: Es spielt in Afrika und stellt den Afrikaner so dar, als müsse man ihn an die Hand nehmen und als wäre er darüber auch noch glücklich. Das ist mir zu einseitig. So wie der Zeichner seine Geschichte erzählt, könnte man denken, er meint "Zivilisation in Afrika" und nicht "Zivilisation" im Allgemeinen. Zumindest wird es suggeriert. Und genau daraus entstehen dann Vorurteile.

    Der Ansatz, dass die Hauptfigur mit den Regeln seines Stammes nicht klarkommt, ist durchaus vorstellbar. Aber die Art, wie die Geschichte dann weitergeht, damit bin ich nicht einverstanden, weil sie durch die Darstellung ein Bild von Afrika kreiert, das so nicht stimmt und mir zu einseitig ist.

     

     

     

  • von Bastel am 03.10.2010 um 11:43 Uhr

    (Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung ob man hier richtig zitieren kann, ich habe einfach mal deine Fragen kopiert und schreib die Antwort darunter)

     

    Und nenn mir eine einzige Stelle in diesem Comic, wo dargestellt wird, dass Zivilisation im Kopf stattfindet.

    - Es findet daher im Kopf statt, weil der Afrikaner (die Leitfigur) als einziger etwas gegen seinen Lebensstandart unternehmen möchte. Die Lösung der Amerikanischen Kultur wird akzeptiert, und Trotzdem sind dei Umstände nicht gerade besser geworden ( Siehe den in der Hundehütte).-

     

    "Zivilisation" ist eine naive Geschichte und eine gedankenlose, nicht sehr schmeichelhafte Karikierung der Afrikaner

    - Grosse Lippen und farbig, was soll daran schlimm sein? Ich sehe im Comic keine weissen Menschen die "normal" und somit als "Herrenrasse" entgegengestellt werden. Wäre dies der Fall würde ich mit dir auch nicht darüber diskutieren!

     

    Etwa der Text: "In deinen Augen spiegeln sich Flucht und Verzweiflung. Du erträgst das Leben in deinem Stamm nicht mehr"?

     

    Die Texte sind von der "Wahrsagerin". Die Leitfigur erträgt das Gesetz der Stärkeren nicht mehr, seitdem er bei der Beschneidung geweint hat wurde er ( jetzt interpretieren ich ein wenig) nicht in der Gemeinschaft richtig aufgenommen und sucht desshalb Hilfe von "außen".

     

    Wir sind alle nur Produkte unseres Umfelds. Du lebst ja schließlich auch so, wie es dir ermöglicht zu überleben und es dir beigebracht wurde. Wenn halt bei diesem Afrikanischen Stamm das Gesetz des stärkeren zählt dann möchte wohl jeder sein Platz in dieser Gesellschaft finden.

     

     

    grüsse

     

    Bastel

     

     

  • von steff murschetz am 01.10.2010 um 21:22 Uhr

    Ich kann dir da nicht zustimmen. Was meinst du denn, was ein Angehöriger eines Naturstammes denkt, der nicht als Söhnchen des Häuptlings geboren wurde oder grad mal der beste Jäger dort ist? Auch im Naturstamm ist jeder arm dran, der etwas von der Norm abweicht. Warum soll er die Schnauze also nicht voll haben? Gerade wenn er etwas schlauer ist als seine Kumpels und nicht den ganzen Hokuspokus glaubt?

    "Ab sofort ist Schluss mit Steinzeit und Aberglauben!" sagt ja auch nicht er, sondern die Frau, die "Verführerin" zur Zivilisation. Dass er dort nur endet, wie die Meisten von uns, verschachert als Arbeitsmaschine für McDoof, die anderen im Slum leben u.s.w. ist doch keine schlechte Aussage.

    Und happy ist er auch noch...

    Von der Scheisse in die Scheisse halt. Mich erinnerts an meinen Alten und seine Kumpels, die auf der Suche nach ner besseren Welt und mehr Luxus nach Deutschland kamen - und deren Kinder, die sich dann wieder hier weg sehnten.

    Mein Freund aus Ghana, mit dem ich ne Weile zusammen gewohnt habe, hat sich nie über dicke "Negerlippen" bei Comics aufgeregt und unbedarfte Kinder finden z.B. den farbigen Piraten bei Asterix sicher erstmal nur sehr symphatisch.

    Ich kann über klischeehafte Darstellung Deutscher im Ausland sehr gut lachen und denke, wenn man politisch Korrekt alles ausklammert, was heikel sein könnte, streicht man diese Gruppen gleich ganz aus den Geschichten, kann weder über noch mit ihnen lachen oder auch weinen.

    Mach ertsmal ne bessere Kurzgeschichte! Klischees wendet man doch an, um schnell etwas zu vermitteln, als Abkürzung. Vorurteile kann ich allerdings nicht finden. Naiv wäre zu glauben beim Naturvolk wäre alles Eitelsonnenschein.

    Natürlich kann ich nicht sagen, was sich der Zeichner gedacht hat, sicher hätte er sein Anliegen mehr auf den Punkt bringen können aber ihm was zu unterstellen halte ich für arg übertrieben.

     

     

  • von JacobFink am 01.10.2010 um 16:07 Uhr

    Bastel, ich denke, Nomadin hat den Comic sehr gut verstanden. Genau deswegen ist sie nämlich sauer. Gerry Schuster bedient in seinem Comic alle Vorurteile gegenüber Afrika, die man kennt. Und ich sehe das ganz genauso. Er macht ähnliche Fehler wie Herge in seinem Band "Tim und Struppi im Kongo", der von vielen Lesern als rassistisch bezeichnet wurde und heute höchst umstritten ist. Sicher: "Tim und Struppi im Kongo" und "Zivilisation" erzählen zwei völlig verschiedene Geschichten. Aber in beiden Comics spielt der Zeichner/ Erzähler mit Vorurteilen und Klischees. "Zivilisation" ist eine naive Geschichte und eine gedankenlose, nicht sehr schmeichelhafte Karikierung der Afrikaner. Versetz dich doch einmal in die Lage eines Ghanaers, Nigerianers oder Kongolesen? Wie würdest du dich fühlen, wenn du dein Volk so unreflektiert dargestellt siehst? Sorry, aber der Comic hat was arrogantes und er zeigt eines sehr deutlich, nämlich wie wenig viele Europäer vom afrikanischen Kontinent wissen...

    Und nenn mir eine einzige Stelle in diesem Comic, wo dargestellt wird, dass Zivilisation im Kopf stattfindet. Etwa der Text: "In deinen Augen spiegeln sich Flucht und Verzweiflung. Du erträgst das Leben in deinem Stamm nicht mehr"? Oder: "Ab sofort ist Schluss mit Steinzeit und Aberglauben"? Glaubst du allen Ernstes, sowas denkt ein Angehöriger eines Naturstammes? Nichts für ungut, aber das ist oberflächlich, naiv und scheinbar nicht recherchiert.

    Zeichnerisch hat Gerry Talent bewiesen, wenn auch sein Character Design höchst fragwürdig ist. Aber erzählerisch ist er verdammt tief in den Fettnapf gelatscht. Mich würde übrigens mal sein Statement interessieren. Schade, dass er sich so rar macht...

     

  • von Bastel am 05.09.2010 um 09:26 Uhr

    Also mal ehrlich, diesen Comic als schrott zu bezeichnen, zeigt das du anscheinend keine Ahnung von Comics hast.

     

    Der Comic sagt aus, das Zivilisation im Kopf beginnt, wie du es nennst! Dieser dargestellt Stamm muss selbt sich die Zivilisation schaffen, sonst verändert es sich nicht. Man kann niemand eine Zivilisation auschwetzen, was hier sehr auf Amerika bezogen ist ( Burger Max).

     

    Es stellt eig. genau die Situation nach, die "wir" in Afgahnistan erleben, man versucht dieses Land mit den westlichen werten zu "zivilisieren" und es führt zu nicht, oder glaubst dort hat sich etwas verändert?!

     

    Ach und bervor ich es vergessen.. Zeichnerisch ist dieser Comic auch super ;)

     

    grüsse

     

    Bastel

  • von Nomadin am 04.09.2010 um 18:09 Uhr

    Sagen Sie mal Herr Gerry Schuster; sind Sie mit Sarrazin verwandt

     

    oder verschwägert?

    Was wollen Sie eigentlich mit dieser "Schrottdarstellung" VERmitteln?

     

    Mich würde die ganze Geschichte interessieren aber leider würde ich nicht dazu beitragen so ein politisch unkorrektes Comic zu propagieren. Ich glaube Shrinkfish wollte diplomatisch bleiben aber ich sage es wie man es halt in Berlin und in Zeitungen wie die TAZ sagt: das ist hier der totale unterschwellige Rassismus und ich finde es UNZIVILIZIERT.

     

    Zivilisation fängt im KOPF an, nicht in was für einem Land man lebt!

    Viel Glück noch (womit?)

     

    P.S

    Vielleicht ist es Ihnen entgangen, dass die Komplimente, die Sie dazu bekommen haben sich alle auf die Zeichnungsart basierten...nicht auf die Geschichte. Trot Allen liegt es auf Platz 9. Dass solle uns zum Denken geben.

     

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    Ein zivilizierter Kopf ist ein klischéfreier Kopf

  • von stephan_probst am 20.08.2010 um 09:41 Uhr

    Hi, sehr schöner Zeichenstil, schön gemacht.

  • von shrinkfish am 19.08.2010 um 17:49 Uhr

    Die Zeichnungen sind sehr schon

    aber was sind das bittesehr für klischeehafte Geschichte- und Charakterdesigns

    Muss man das Thema "Migration" so umsetzen.

    Kann man mir bitte das erklären?

     

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    []Enweghi m amuma, maka ya ka mu jiri mechie onu mu![]

    UBERSETZUNG:

    []Ich habe keine Ahnung. Deshalb halte ich meinen Mund![]

  • von elbe-billy am 17.08.2010 um 18:30 Uhr

    Habe ich jetzt erst entdeckt. Gefällt mir auch sehr gut. Du würdest mit deinem Stil auch wunderbar in den Weihnachtshorrorcomic von undergroundcomix passen!!!

  • von Michilinki am 06.07.2010 um 11:33 Uhr

    Hi Gerry

     

    Klasse Story und ein sehr starker plastischer Zeichenstil, diese Story macht mir im wahrsten Sinne des Wortes Appetit auf mehr. Von mir 5 Punkte!

     

    Grüßikowski

     

    Michael

  • von Zano am 21.06.2010 um 19:41 Uhr

    Die Zeichnungen sind der Hammer!!!

     

    >>> Bestaunen Sie den unglaublichen Rock'n'Roll Retro-Futurismus:

    "Jean-Paul Porneaux und der Appetit des Löwen"

  • von steff murschetz am 21.06.2010 um 19:20 Uhr

    Deine Zeichnungen gefallen mir sehr gut!